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Die erste ziemlich zweifelnde Frage, die ich mir stellte… “Braucht man das?”. – Ich lese viel und ich liebe Bücher. Das Gefühl von Papier in der Hand. Der Geruch. Das Blättern. Ich bin mit Büchern aufgewachsen und ich genieße die sinnliche Erfahrung des Lesens, auch wenn diese schon einige Male auch zu Tee-/Kaffeeflecken und unfreiwillig nassen Büchern geführt hat. Dennoch habe ich innerhalb der letzten Tage beschlossen, mir den Kindle von Amazon zuzulegen und ich möchte die ersten Eindrücke und Gedanken dazu schildern.
Einleitend:
Bereits seit Anfang habe ich über das Amazon App auf meinem iPhone immer einmal wieder in Wartezeiten, zwischen Terminen oder langweiligen Veranstaltungen gemütlich ein Buch gelesen. Der Bildschirm ist für ein Buch klein, man muss viel und ständig blättern, er leuchtet etwas irritierend – ABER ich fand es großartig, sehr schnell an Bücher zu kommen, die mich interessieren und diese nahezu überall einfach weiterschmökern zu können. Das iPhone war so mein “Notfallbuch in der Handtasche”, auch wenn die Batterieleistung an solchen Tagen deutlich strapaziert war, denn den Akkustand kann man wie einen Countdown herabzählen, wenn man liest. – So wusste ich aber: ich nutze Amazon Kindle bereits und mag es mit kleinen Einschränkungen.
Gründe mir das Kindlegerät anzusehen waren aber:
  • Der schnelle Akkuverbrauch beim iPhone (der Kindle hält 2 Monate bei täglichem Lesepensum von 30 Min)
  • Das spiegelnde Display, das in der Sonne kaum zu entziffern war
  • Eine aktuelle Sonderaktion von Amazon mit 20% auf eine Kindle Hülle
Die Entscheidung zwischen den Modellen
Es gibt aktuell zwei Modelle in Deutschland, den Kindle 3 WiFi (139 Euro) und den Kindle 3 3G+ WiFi (189 Euro).
Obwohl mir das zweite Modell in den Fingern gejuckt hat (“Immer und überall Bücher kaufen!!!”), habe ich mich zusammengerissen. – Ganz ehrlich… ich bin jeden Tag in der Regel mindestens ein Mal in meiner Wohnung mit Zugang zu meinem WLAN Netz… Ist mir meine Ungeduld 50 Euro wert? – Ja… auch an solchen Gedulds-Vernunftsentscheidungen merke ich, das ich älter werde, aber ich denke nicht, dass ich es bereuen werde, auch wenn die Wahl nicht leicht war, denn das 3G Netz, auf das der Kindle zugreift ist kostenlos (außer im Ausland) und damit natürlich attraktiv!
Der Kauf
Amazon hat es optisch sehr ansprechend gestaltet, die Verknüpfung mit der Möglichkeit, sich Hüllen zu wählen (natürlich nur die Amazon-Hüllen vergünstigt, aber aufrichtig… sie sind auch schön und in sieben Farben erhältlich und jeweils noch in der Variante mit ausziehbarer kleiner LED-Leselampe. Die Amazon-Kindle-Lederhülle ohne Lampe kostet 34,99 Euro, mit Lampe 59,99 Euro. Bei dieser Kaufentscheidung war ich halbvernünftig, denn ERSTENS gab es ja 20 % Rabatt. Und ZWEITENS erzeugt der Kindle kein Licht und somit ist das Leseerleben wie mit einem Buch im Dunkeln eben dunkel und die Chance immer ein einfaches Lämpchen dabei zu haben, das sich von der Energie des Kindle selbst bedient, empfand ich als wohl überlegt. Natürlich kann man auch später noch Leselampen hinzukaufen, die man an Kindle oder Hüllen befestigen kann, dennoch würde dies preislich den Sonderpreis deutlich übersteigen.
Einen Stromadapter für die Steckdose habe ich mir (leider viel zu teuer wie ich finde für 19,99 Euro) mit bestellt, da ich nicht nur von einem Rechner abhängig sein möchte (Urlaub, unterwegs, etc.)
Der Kindle ist automatisch auf den Käufer registriert, so dass dies bei Ankunft nicht noch nachgeholt werden muss und die Lieferung war blitzschnell am nächsten Tag für mich da.
Das Auspacken
Alles in eigener schlichten, gesund-braunen Pappe verpackt, die man an einer kleinen Lasche einfach und sauber aufreißen konnte. Der Kindle war schön und schlicht verpackt, was mir gut gefiel (übrigens ist an der Außenseite der Verpackung die MAC-Adresse, die man aber auch in den Settings nochmal nachschlagen kann – für jene, deren Router selektiv eingestellt sind). Das Display hatte eine kleine Folie als Schutz und ich war ein wenig überrascht, als ich diese abzog und die Erstanweisungen (USB-Kabel zum Aufladen einstecken, ect) verblieben weiter auf dem Display. Man ist so gewohnt, dass Displays leer sind, wenn das Gerät ausgeschaltet ist!
Inbetriebnahme
Nach Einstöpseln der Stromversorgung erschien erst einmal der typische und ansprechende Kindle-Whispersync-Bildschirm eines Jungen, der unter einem Baum liest mit einem kleinen, sich langsam füllenden Prozessbalken darunter. Dann wurde mir sofort das Manual angezeigt, das mir die ersten Schritte sehr erleichterte. Es ist als erstes “Buch” auf dem Kindle gespeichert und jederzeit nachschlagbar. Dann hieß es nur noch das Kindle mit dem WLAN verbinden, was problemlos funktionierte.
Die Übernahme bisheriger Käufe verlief schnell und einfach. Die Orientierung mit den wenigen Tasten und Möglichkeiten (Menüführung, Sortierungsfunktionen, Erstellen von Collections für Büchergruppen, usw.) war schnell und der Kauf neuer Bücher über den Kindle-Shop geht sowohl über das Gerät selbst als auch über den Computer einfach und schnell. Die Übetragung der Bücher über Kabel ist natürlich auch möglich, aber das WiFi ist sehr komfortabel.
Eindruck und Benutzung:
Rein Optisch… gut… natürlich ist es albern, aber ich vermisse den Touchscreen (Gewohnheitssache). Aber die Bildqualität ist trotz schwarz weiß großartig, das Leseerleben angenehm und ich bekomme gerade richtig Lust darauf. Bücher stöbern, Bücher finden, Bücher lesen. Schriftgröße und Abstand lässt sich variieren. Die Bedienung fühlt sich für mich durch das Durchklicken der Menüs ein wenig altmodisch an und den Kindle Store über den Kindle selbst finde ich etwas unübersichtlich. – Da zöge ich das Einkaufen am Computer vor.
Die Hülle (Apfelgrün mit Leselampe) ist schön und qualitativ hochwertig verarbeitet. Ich bereue den Kauf überhaupt nicht, Es liegt durch die aufklappbare Seite wie ein Buch in der Hand und die Leselampe ist selbst in völlig dunkler Umgebung ausreichend zum Lesen (fast wie als Kind mit der Taschenlampe… auch ein schönes Leseerlebnis und eine schöne Leseerinnerung).
Bei Abschalten des Gerätes, werden Bilder von namhaften Autoren oder alten Buchdrucken gezeigt, was ich sehr charmant finde, wobei ich es mögen würde, wenn es das Cover des gerade aktiven Buches wäre oder ähnliches.
Es gibt viele Zusatzmöglichkeiten. Noch habe ich nicht alle entdeckt. Sprachkommandos, Vorleseoptionen, die Nutzung des Kindle als Browser im Internet, MP3s abzuspielen, eigene Notizen erstellen. Und was ich besonders interessant fand: sobald man mit dem Cursor zu einem Wort scrollt, wird unten ein kleiner Dudeneintrag dazu gezeigt (die Wörterbücher kann man definieren und das deutsche und englische sind beide direkt dabei). Ich kann mir vorstellen, dass dies insbesondere für Englischleser, die darin noch nicht so routiniert sind, eine große Hilfe sein kann.
Whispersync behalte ich trotz Kindle auf dem iPhone, denn wenn ich den Kindle einmal nicht dabei habe, kann ich trotzdem weiter einfach auf dem Handy lesen und sobald ich daheim auf dem Sofa sitze synchronisiert der Kindle automatisch zu der Stelle, an der ich auf dem iPhone aufgehört habe… sehr praktisch!
Theoretisch gibt es in Amerika auch die Möglichkeit, sich sozialer Netzwerke zu bedienen, was ich eine interessante Funktion finde! – Sich über Bücher austauschen, Kommentare und Notizen weitergeben zu Büchern, die andere auch lesen. Leider ist dies in Deutschland noch nicht freigeschaltet. Ebenso ist es mit dem Audible-Angebot. Audible kann ich allen Hörbuch-Liebhabern nur raten… ich habe seit Jahren dort ein Abo und kann mir monatlich Hörbücher aussuchen. Leider kann der Kindle scheinbar nur mit dem amerikanischen Audible Account etwas anfangen. Der deutsche scheint dafür noch nicht aktiviert. Auch die manuelle Übertragung der gekauften Hörbücher hat bisher nicht funktioniert. Ich habe eine Anfrage an den Audible Service geschrieben und kann die Antwort gern bei Interesse posten.
Die Sprache des Kindle ist amerikanisches Englisch. Die Tastatur hat die typische y-z Verschiebung, die einfach eine kurze Umorientierung nötig macht. Englischkenntnisse sind aber dringend notwendig. Der deutsche KindleStore hat inzwischen auch viele Bücher herausgebracht – der englische ist aber natürlich (Vorsprung) deutlich größer und auch günstiger.
Über Programme wie Calibre (MAC und Windows) lassen sich übrigens Hörbücher auch aus anderen Formaten für den Kindle umwandeln oder insgesamt verwalten. Ein schönes Zusatzfeature ist die Möglichkeit, sich Nachrichten (ich habe die FAZ ausprobiert) herunterzuladen und zu übertragen. Sogar Bilder werden übertragen, man kann sich gut am Inhaltsverzeichnis der Zeitung orientieren und so jeden Tag seine Zeitung mitnehmen. Sehr schön umgesetzt und kostenlos im Vergleich zur Möglichkeit, sich Zeitungen über Amazon zu kaufen. Das Programm gibt es übrigens auch in deutscher Sprache.
FAZIT:
Trotz anfänglicher Angst, mir etwas extrem unnötiges gekauft zu haben, bin ich eigentlich ganz froh. – Das Kennenlernen des Gerätes macht Spaß, das Lesen und Stöbern ebenso. Ich kann mir gut vorstellen, dass es mein ständiger Begleiter wird (gut… große Handtasche erforderlich… aber ich fand schon immer, in eine Handtasche sollte mehr als eine Puderdose passen). Auch wenn ich richtige Bücher immer noch als Basis empfinde, ist der Gedanke, dass ich nicht mehr jedes Buch auch real im Schrank stehen haben werde auf eine Art auch entlastend für die kleine Bibliothek, die sich im Laufe der letzten Jahre geformt hat und deutlich Raum einnimmt. – Ich freue mich über den Kindle und auf das Lesen! Und falls jemand eine Buchempfehlung hat: ich würde mich freuen!