Bereits vor einiger Zeit bin ich zu dem interessanten Thema “Wie alles begann…” getaggt worden. Zeroutine hat mir aufgetragen, meinen kosmetischen Werdegang zu betrachten.

Dann lade ich Euch einmal auf eine kleine Zeitreise zum Anfang der 90er ein…

Mein erstes Kosmetikprodukt war eine Foundation, die meine Mutter mir geschenkt hat. Die Tube war beige, die Farbe der Foundation viel zu dunkel. Ich glaube, es war von Estee Lauder (ich weiß, dass das für ein junges Mädchen etwas “too much” gewesen ist… meine Mutter hatte es besonders gut gemeint). Zusammen mit der Foundation schenkte sie mir mein erstes Parfum: Chanel Cristalle. – Meine Mutter liebte schon damals hochwertige Kosmetika und so stieg ich damals mit diesen eigentlich recht untypischen “Anfängerprodukten” ein. Ich war 12 Jahre alt, denke ich – und besonders das Parfum war für mich wie ein Schritt zum Erwachsenwerden. Ich hatte das Gefühl, plötzlich etwas Wertvolles, Erwachsenes zu besitzen.
Für meine blasse Haut schämte ich mich damals außerdem sehr. Von “Käsegesicht” zu “Bist Du krank?” war alles an Reaktionen im Umfeld dabei… Blass zu sein war ja doch recht untypisch und kein Schönheitsideal der Zeit. Die geschenkte, dunkle Foundation überdeckte also dieses “Manko” zumindest im Gesicht. Rückblickend ist es irgendwie schade, dass damals niemand gesagt hat “Deine Hautfarbe ist völlig in Ordnung. Mach dir nichts draus.”.

Parfum und Foundation waren für mich dann der Startschuss gewesen (rückblickend: amüsant, dass genau diese beiden mich heute noch so intensiv begleiten) und der Drogeriemarkt befand sich in schicksalsschweren und schnell überbrückbaren 15 Minuten Laufreichweite. Wimperntusche und Kajal wurden die nächsten Schminkutensilien. Besonders grüner Kajal hatte es mir angetan und ich erinnere mich noch, wie die Mutter eines Freundes mich beiseite genommen hatte und mir (zu meiner großen Scham) dann eröffnete, dass man keinesfalls zu blauen Augen grünen Kajal tragen dürfe und sie mir gerne mal zeigen würde, wie man sich schminkt. – Auf das Angebot bin ich nie eingegangen – ich war zu beschämt und habe das Schminken insgesamt ein wenig gedrosselt. Ich konnte die freundliche Geste aber sehr schätzen, während ich im Erdboden versunken bin.

Es schloss sich meiner Jugend eine kosmetisch (für mich) simple Phase an: ich habe mich mit etwa 16-23 Jahren der Gothic-Szene sehr zugewandt gefühlt. Da ich ohnehin schon blass war und hellblondes Haar hatte, das damals von Natur noch fast weiß gewesen ist, blieb nur noch: Wimperntusche, Lidstrich, fertig. Für große Events durfte es auch mal schwarzer Lippenstift sein – aber alles in allem hielt ich mich ästhetisch an schwarzem Eyeliner fest und er an mir.

Ich liebte und liebe noch heute die Ästhetik dieser Szene. Von schlichten, fast futuristischen Einflüssen à la Matrix (Lack, Leder, klare Linien) zu anachronistischer Romantik mit sinnlicher Weiblichkeit, langen Röcken und Korsetts. Auch das Make-up der schönen Gothic-Frauen richtete sich nach dem jeweiligen Outfit. Es gab filigrane Zeichnungen mit schwarzem Eyeliner von Blumenranken über eine Gesichtshälfte, morbide AMUs  oder auch das klassische Smokey Eye.

Erst innerhalb der weiteren Jahre und vor allem durch die Suche nach farblich passenden Foundations (was gar nicht so einfach gewesen ist) habe ich mich mehr und mehr mit Makeup beschäftigt. Ich bin dabei über so viele interessante Firmen gestolpert! MAC war eine davon, Clarins, BB Creams... Revlon hatte damals noch die hellste Nuance auch hier in Deutschland. Ich habe lange die “Ivory” aus dem Sortiment verwendet und war geschockt, als sie vom Markt genommen wurde. Ich habe sie mir vor kurzem aus UK über Ebay bestellt und musste schmunzeln – sie riecht noch genau wie damals.

Inzwischen bin ich mit Makeup sehr experimentierfreudig geworden, liebe es, jeden Tag anders aussehen zu können und auch Neues an mir und anderen kennen zu lernen. Natürlich sind die Gothic Zeiten hinter mir … Ab Mitte 20 wurde ich insgesamt wandelbarer und hatte nicht mehr das Gefühl, einem einzigen Bild entsprechen zu wollen. Es gibt Wichtigeres im Leben und Make-up allein macht einen Menschen nicht attraktiv oder stiftet gar Identität. Aber es ist eine schöne Art zu entscheiden, welche Seite ich herauskehren möchte an mir und wer mich “nackt” und ungeschminkt sieht – und wer nicht.

Seit einem Jahr blogge ich jetzt auch noch darüber. NOCH ein Beauty Blog… ja… *hust* … noch einer.

Alles begann mit einer zu dunklen Foundation und einem Parfum, das mir nicht einmal wirklich gefiel. Aber diese zwei Produkte, die eigentlich beide nichts für mich waren, lösten eine Suche aus, Neugier auf Vielfalt und das “Richtige”. Meine Jugendzeit hat mich geprägt, ich liebe düstere Ästhetik, Extremes und Sinnliches – schätze aber auch inzwischen immer mehr zarte, natürliche Looks. Alles hat seine Zeit und beides braucht erstaunlich viel Kunstfertigkeit. Es ist gar nicht so leicht, ungeschminkt, aber perfekt auszusehen…

Heute sehe ich jeden Tag ein wenig anders aus. Mal ganz  natürlich, mal elegant, mal etwas alternativ. Manche Menschen verwirrt das. Mir tut das aber sehr gut. Unter Kleidung und Makeup bin ich jedes Mal der gleiche Mensch. Ich weiß das. Und ich freue mich, wenn diesen kleinen, simplen Fakt auch jemand im Außen herausfindet und mich sieht, egal wie ich gerade aussehe.

 

Ein paar bereits gedachte Gedanken anderer:

“Beneath the makeup and behind the smile I am just a girl who wishes for the world.”
― Marilyn Monroe

“Beauty, to me, is about being comfortable in your own skin. That, or a kick-ass red lipstick.”
― Gwyneth Paltrow

“The best thing is to look natural, but it takes makeup to look natural. “
― Calvin Klein

“You can be obsessed with makeup and hair products and, you know, your appearance and still be absolutely making smart life decisions and work on your smarts, develop your smarts by studying something like math. Then you’ll make much better decisions on the brands of clothing that you buy or whatever it is that you want. “
Danica McKellar

“Beauty has a lot to do with character. “
Kevyn Aucoin

“Beauty is about perception, not about make-up. I think the beginning of all beauty is knowing and liking oneself. You can’t put on make-up, or dress yourself, or do you hair with any sort of fun or joy if you’re doing it from a position of correction. “
Kevyn Aucoin