– Teil 4 –

LANCÔME “La Vie est Belle”

Dies ist der vierte Teil der Blogreihe “Duft auf Probe”. Dabei werden Maris Lilly von Beauty & More  und ich jeden 1. Sonntag im Monat über identische und in der Zwischenzeit in Eigenregie über allerlei Pröbchen, die uns sonst noch in die Hände gefallen sind, schreiben.

jeden 1. Sonntag im Monat Ein Duft/Zwei Nasen

– nach Gelegenheit unterschiedliche Düfte in der Zwischenzeit auf beiden Blogs

Viel Spaß beim Lesen und lasst uns gerne Eindrücke da, wenn Ihr die Parfums kennt, liebt oder lieber nicht in der Nase habt! 


Allgemein über “La Vie est Belle”:

Heute geht es um den neuen Lancôme Duft “La Vie est Belle“, für den die bezaubernde Julia Roberts als Ikone mit ihrer Persönlichkeit und Ausstrahlung im Vordergrund steht. Der Werbespot ist optisch sehr gelungen, strahlt Weiblichkeit und Individualismus aus, Selbstbestimmung und Leichtigkeit.. Drei der größten Parfümeure haben für dieses Parfüm zum ersten Mal zusammen gearbeitet. Der Duftcharakter insgesamt wird als Iris Gourmand beschrieben. Gourmand ist eine relativ junge Beschreibungskategorie für Parfüms und meint Gewürze, Geschmacksnoten, die man sonst nur von Nahrungsmitteln kennt und damit assoziiert. Gourmand-Düfte sind meist angenehm und wohlig. Das Parfum besteht zu fast 50% aus natürlichen und wertvollen Bestandteilen, was eine Besonderheit darstellt. Iris ist einer der wertvollsten Duftstoffe, sie ist elegant und verführerisch.

Kopfnote:  Birne, schwarze Johannisbeere

Herznote: Iris, Jasmin, Orangenblüte-Absolu

Basisnote:  Patchouli, Praline, Tonkabohne, Vanille

Der  Flakon ist licht und stellt von oben betrachtet ein zartes, klares und an den Seiten leicht spitzes Oval dar. Von vorne wirkt er breit, darin trägt er den eigentliche “Kern” – eine Quelle, die in ihrem Körper das rosé-farbene Parfum in sich birgt und dem Flakon eine weibliche Reife und Rundheit gibt. Die Farbe des Duftes nimmt ein ruhiges, weiches Rosa ein. Der Flakon selbst trägt ein kleines graues “Halstuch”, das mich an weibliche Geschäftsfrauen erinnert. Grau und Rosa sind eine sehr schöner,edler und trotzdem weiblicher Kontrast.

Den Duft gibt es in 30ml, 50ml und 75 ml. Er kostet bei Douglas zwischen 46,95 – 90 Euro.

Hier gibt es eine sehr schöne, nuancierte Auseinandersetzung mit dem Duft in einer anderen Review.

 

Duft auf Probe – Eigener Eindruck:

Zunächst wirkt La Vie est Belle  auf der Haut leicht süß und etwas holzig, insgesamt zunächst sehr stark und “parfümiert”. Das Patchouli ist zu erkennen, Birne und Beeren schweben darüber. Im ersten Moment war ich überrascht, hatte den Duft weicher, ruhender erwartet. Allerdings stimmt es, was manche schreiben: diesem Duft sollte man mehrere Chancen geben. Jetzt beim dritten “Anriechen” bekomme ich langsam Zugang.

Die Weichheit der Basisnoten ist auf meiner Haut nur wie in einem ganz leisen Nachgeschmack zu erahnen. Deutlich weiter oben breitet sich Patchouli und Jasmin aus, die sich fast etwas herb entwickeln. Tonkabohne und Vanille geben innerhalb dieser Phase leider nur sehr zart einen leichten Gourmandakzent ab.

Einige Stunden später ist La Vie est Belle immer noch dicht über der Haut, Vanille, Johannesbeere (?) und Iris liegen auf weiche, interessante Art beieinander. Der frisch-süße Beerenton ist weich von Vanille und Iris umgeben, während der Gesamtduft deutlich zurückhaltender geworden ist und mir plötzlich sehr gefällt. Die Basisnoten sind dabei deutlich im Vordergrund. Die Herznoten sind eher zart vorhanden. Aber dafür trauen sich jene Gourmandnoten nach vorne, die ich zuvor bedauerte, nur so gering wahrgenommen zu haben.

 

Der Typ zum Duft

La Vie est Belle verändert sich stark innerhalb der Zeit, die er auf der Haut liegt, dass es mir schwer fällt, diesem Duft einen Typ zu geben. Am Anfang ist er sehr parfümiert und bekommt auf meiner Haut etwas Stechendes, das mir auch schnell Kopfschmerzen bereiten könnte. Da ist er mir zu… stark, markant und ein wenig durcheinander(?). Man kann die einzelnen Nuancen herausriechen – aber sie wirken noch wie in einem dynamischen Tanz miteinander. Als hätte noch nicht jeder seinen Platz gefunden. – In dieser Phase sehe ich den Duft bei Frauen um die 40-50, ehrgeizig, schick.  –

Nach einigen Stunden ist es ein ganz zarter, weicher Duft, der mit einer gourmandhaften Weiblichkeit auf der Stärke von Patchouli daherkommt. Holz und Vanille-Schokolade. Trotzdem nicht mädchenhaft. Nicht “niedlich”. Eine erwachsene Präsenz, die es nicht nötig hat, markant zu sein. Eine Weichheit von Wärme und Kurven, das gleichzeitig nicht zu süß ist sondern durch Patchouli etwas Erwachsenes behält. Dieses Parfum kann ich mir an sehr vielen unterschiedlichen Frauentypen gut vorstellen. In seiner langfristigen Entwicklung ist er weich, feminin und besonders.

 

Fazit:

Irgendwie ist dieser Duft nicht einfach. Zuerst fand ich ihn überhaupt nicht gut, nach Stunden zufälligem Schnuppern am Handgelenk war ich überrascht und musste kurz überlegen, ob das das gleiche Parfum sein kann. Diese Wandelbarkeit kehrt die Komplexität des Duftes heraus. Eigentlich ist das auch das Schöne an hochwertigen Parfums: sie wandeln sich. Sie öffnen sich wie Blumen. Sie werden auf der Haut geboren und führen dann ein – im besten Fall – eigenes Leben. Am Genussvollsten ist es, wenn sie im “Älterwerden” immer schöner werden.

Wer diesen Duft liebt, muss Prozesse lieben, Verwandlung, Veränderung und nicht an künstlicher Stabilität festhalten. Dieses Parfum hat einen eigenen Tagesablauf und ist enorm langlebig über den Tag. Heute morgen habe ich es aufgesprüht als ich begann diese Review zu schreiben  – jetzt ist es 12h später und er ist so schön geworden. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und frisch aufgetragen bemerke ich immer noch, dass wir nicht schnell warm miteinander werden. Trotzdem interessiert er mich irgendwie – auch wenn Adelsblass & Kunterbunt (meine liebe fach”frausche” Co-Autorin für die wissenschaftlich fundierten Artikel – die ich gestern genötigt habe, an meinem Handgelenk zu schnuppern) sagte, der Duft erinnere sie an einen anderen.

Ich gebe diesem Duft 4 Sterne, weil ich ihn interessant und in seinem Prozess komplex finde. Einen Stern Abzug, weil es kein “Auf Dich hab ich so lange gewartet!” Gefühl ist und wir erst nach einigen Stunden perfekt miteinander auskommen.